Dienstag, 29. Januar 2019

Die Unsterblichen

von Cloe Benjamin     Verlag: btb Verlag   Erscheinungstermin: 29. Oktober 2018
Seiten: 480  Preis: 20,00 Euro


Meine Meinung:


Die 4 Geschwister, Clara, Simon, Daniel und Varya gehen als Kinder zu einer Frau, die ihnen voraussagt, wann sie sterben werden.
Doch was geschieht dann? Wie geht man mit dem Gesagten um? Alle 4 Geschwister bewältigen ihr Leben mit dieser Antwort sehr unterschiedlich. Der eine Lebt sein Leben bis zum Äußersten, der Nächste lebt es aus Angst gar nicht. Man verfolgt die unterschiedlichen Lebensgeschichten, kann in ihnen abtauchen und sich immer wieder selbst fragen, wie würde ich damit umgehen?
Eine überzeugende Idee, die Cloe Benjamin präsentiert. Ich denke man kann sich zumindest in eine der vier Geschwister hineinversetzen und ich selbst würde nie wissen wollen wann ich sterbe. Würde ich dann anders leben als zuvor? Vermutlich.
Aber wer will schon die Deadline im Nacken haben. Noch bin ich Jung und kann es mir nicht vorstellen zu gehen. Ich weiß nicht wie es aussieht wenn man älter ist. Eine weitere Frage ist auch, ob das Datum des Todes auch wahr wird, weil man daran glaubt. Würde es anders verlaufen wenn man ein rationaler Mensch ist und es einfach ignorieren kann?
Auf jeden Fall hat mich das Buch auch noch lange danach berührt und etwas hinterlassen und ich finde, das sind doch die besten Bücher.




Klappentext (nach Amazon):


 Wie würdest du leben, wenn du wüsstest, an welchem Tag du stirbst? Sommer 1969: Wie ein Lauffeuer spricht sich in der New Yorker Lower East Side herum, dass eine Wahrsagerin im Viertel eingetroffen ist, die jedem Menschen den Tag seines Todes vorhersagen kann. Neugierig machen sich die vier Geschwister Gold auf den Weg. Nichtsahnend, dass dieses Wissen für jeden von ihnen auf unterschiedliche Weise zum Verhängnis wird. Simon, den Jüngsten, zieht es Anfang der 1980-er Jahre nach San Francisco, wo er nach Liebe sucht und alle Vorsicht über Bord wirft. Klara, verwundbar und träumerisch, wird als Zauberkünstlerin zur Grenzgängerin zwischen Realität und Illusion. Daniel findet nach 9/11 Sicherheit als Arzt bei der Army. Varya wiederum widmet sich der Altersforschung und lotet die Grenzen des Lebens aus. Doch um welchen Preis?




9/10



Vielen lieben Dank an den btb Verlag für dieses Rezensionsexemplar!

Dienstag, 15. Januar 2019

Sex und Lügen: Gespräche mit Frauen aus der islamischen Welt

von Leïla Slimani     Verlag: btb Verlag   Erscheinungstermin: 10. September 2018
Seiten: 208  Preis: 12,00 Euro


Meine Meinung:



Sex und Lügen
Ich hatte mir den Inhalt und die Zusammenstellung des Buches ein wenig anders vorgestellt. Am Ende ist es eine Geschichtensammlung von verschiedenen marokkanischen Frauen über das Thema Sex und Religion. Aber ich fand von Seite zu Seite immer besser in das Buch. Sehr passend war es auch, weil ich davor erst „Frauen und Macht“ gelesen habe.
Die einzelnen Geschichten sind unverblümt und zum Teil auch kritisch – zu Recht. Leila Slimani spricht hier ein Thema an, das auch in Zukunft noch eine große Relevanz haben wird.
Denn was für uns in der europäischen oder westlichen Welt Freiheit bedeutet, ist nicht überall toleriert. Frauen werden unterdrückt. Sie sind die Frauen, Mütter und Töchter von jemandem. Viel zu wenig steht das Individuum im Vordergrund. Sie müssen unter ihren Möglichkeiten leben, damit eine Macht erhalten bleiben kann, ohne eine Veränderung.
Selbstentfaltung spielt keine Rolle, wenn von einem erwartet wird, wie man Dinge zu machen hat. Unter dem Deckmantel der Religion werden Frauen in ihre Schranken gewiesen. Das lässt sich anhand des Buches gut in ein Beispiel fassen. Eigentlich sollten beide Geschlechter in Marokko keinen Sex vor der Ehe haben. Wenn eine Frau kein Hymen mehr hat, kann es für sie sehr schwer werden einen Mann zu finden, denn der Mann der eventuell selbst Sex vor der Ehe hat, bei diesem wird es Geduldet, aber er selbst will keine „nicht Jungfrau“ haben.
Zu einer Zeit in der es Pangeschlechtliche Menschen gibt, die nicht auf das Geschlecht sondern auf das Innere eines Menschen achten, ist das nicht viel ursprünglicher? Einen Menschen zu Lieben und zu Ehren auf Grund dessen wie er ist, und nicht weil er etwas ist.
Es ist schwierig vorgelebte Konventionen abzuschütteln. Aber sind nicht Menschen die etwas Kritisch hinterfragen wichtig? Ich dachte vor diesem Buch Marokko wäre ein sehr liberales Land, die Meinungen dieser Menschen, die so mutig waren ihre Meinungen zu dem Thema zu äußern, sagen aber etwas anderes.
Wieso muss ein Mädchen das sich ausprobiert eine Schlampe sein? Wieso muss es immer einen Teufel geben, möchte man nicht das die Menschen die einen glücklich machen, auch glücklich sind?




Klappentext (nach Amazon):

 »Leïla Slimani gibt Frauen aus der islamischen Welt eine Stimme.« Le Monde

Zerrissenheit, Hoffnung, Aufbegehren. Frauen aus Marokko sprechen über Liebe, Gefühle, Sexualität. Über Heuchelei und den Wunsch nach Anerkennung. Eine berührende Sammlung sehr persönlicher Geschichten. Von der Autorin des SPIEGEL-Bestsellers »Dann schlaf auch du«.

»Ergreifend und schmerzlich.« Ben Jelloun

Sich zu seinen Gefühlen bekennen? Den Partner frei wählen? Alleine auf die Straße gehen? Von klein auf werden Mädchen in islamischen Ländern dazu erzogen, keine Schande über ihre Familien zu bringen. Ehebruch, Prostitution, Homosexualität werden in Marokko bis heute mit Gefängnis bestraft. Viele Frauen führen in Leïla Slimanis Geburtsland daher ein Doppelleben – zerrissen zwischen Tradition und Religion auf der einen Seite und dem Wunsch nach Selbstbestimmung auf der anderen. Sechzehn sehr persönliche Geschichten versammelt die preisgekrönte Autorin und Journalistin in diesem Band. Ebenso mutige wie berührende Bekenntnisse, die Einblick geben in den Alltag von Frauen und in eine Welt im Umbruch.

»Für mich war es wichtig, das, was mir diese Frauen erzählt haben, ungefiltert niederzuschreiben. Ihre mitreißenden und eindringlichen Worte festzuhalten, die mich erschüttert und bewegt, mich wütend gemacht und empört haben.« Leïla Slimani


 

9/10



Vielen lieben Dank an den btb Verlag für dieses Rezensionsexemplar!

Donnerstag, 6. Dezember 2018

Heimat: Ein deutsches Familienalbum

von Nora Krug  (Autor)  VerlagPenguin Verlag   Erscheinungstermin: 27. August 2018 Seiten: 288  Preis: 28,00 Euro 


Klappentext (nach Amazon):

Sie lebt seit über 17 Jahren in New York, ist verheiratet mit einem amerikanischen Juden und fühlt sich deutscher als jemals zuvor. Woher kommt das? Und wer ist sie eigentlich? Die preisgekrönte, 1977 in Karlsruhe geborene Autorin und Illustratorin Nora Krug fragt sich, was Heimat für sie bedeutet, und unternimmt eine literarisch-grafische Spurensuche in der Vergangenheit ihrer Familie: Was hatte Großvaters Fahrschule mit dem jüdischen Unternehmer zu tun, dessen Chauffeur er vor dem Krieg gewesen war? Und was sagen die mit Hakenkreuzen dekorierten Schulaufsätze über ihren Onkel, der mit 18 Jahren im Zweiten Weltkrieg fiel? Ihre gezeichneten und handgeschriebenen Bildergeschichten fügt Krug mit Fotografien, Archiv- und Flohmarktfunden zu einem völlig neuen Ganzen zusammen. „Heimat“ ist ein einzigartiges Erinnerungskunstwerk, in dem Familiengeschichte auf Zeitgeschichte trifft. Ein Graphic Memoir, lebendig, wahr und poetisch erzählt.




Meine Meinung:



Nora begibt sich auf die Spurensuche ihrer Vergangenheit. Um zu wissen wer sie ist, muss sie auch wissen woher sie kommt. Besonders die Suche nach den letzten Spuren ihres nie kennen gelernten Onkels faszinieren sie.

Ich kann das verstehen. Auch ich habe einen Onkel der früh gestorben ist, den ich nie kennenlernen konnte und der wie ein Geist in der Familie um alles schwirrt ohne oft Erwähnung zu finden. Und manchmal fragt man sich einfach, wie wäre er wohl heute gewesen, hätten wir uns gut verstanden?

Darüber hinaus hat sie aber auch das Gefühl, eine Schuld über Generationen übertragen bekommen zu haben. Die Schuld der Nazis. Die Ermordung der Juden. Sie traute sich in anderen Ländern kaum zu sagen, dass sie Deutsche ist, weil sie Angst vor den Reaktionen hatte. Den Patriotismus der Amerikaner kann sie nicht nachvollziehen, da sie eher etwas beschämt über die deutsche Vergangenheit ist. Aber haben nicht auch die Amerikaner eine beschämende Vergangenheit? Den Indianern wurde ihr Land genommen, die Afrikaner versklavt. Kann man dann trotzdem Stolz auf sein Land sein?

Wunderschön graphisch zusammengestellt, ist jede Seite eine aufregende Reise durch die Vergangenheit von Nora. Wird sie am Ende finden wonach sie gesucht hat?

Schaut es euch an, lest es selbst! Ein großartiges Buch.




10/10


Vielen lieben Dank an den Penguin Verlag für dieses Rezensionsexemplar!

Donnerstag, 29. November 2018

Mörderinnen: Fälle aus der Praxis eines Strafverteidigers

Veikko Bartel (Autor)  Verlag Mosaik   Erscheinungstermin: 20. August 2018 Seiten: 240  Preis: 18,00 Euro 


Klappentext (nach Amazon):

Warum töten Menschen? Was lässt sie diese letzte Grenze überschreiten? In über 30 Tötungsdelikten hat Veikko Bartel schon vor Gericht verteidigt, in »Mörderinnen« erzählt er die vier spektakulärsten, anrührendsten, grausamsten Fälle: die Kindsmörderin, die Sadistin, die Gattenmörderin, die Giftmörderin. Eindrücklich schildert er die Hintergründe, die hasserfüllten Reaktionen der Öffentlichkeit und die biographischen Tragödien, die sich hinter den Taten verbergen. Seine Erzählungen stellen die Frage nach Gerechtigkeit und zeigen mit jedem Fall: Die Realität ist spannender als jeder Krimi.

 Meine Meinung: 



„Wo du vor Hunger,vor Elend keinen Stoff im Leibe hast, da hast du auch in deinem Kopfe, in deinem Sinne und Herzen keinen Stoff zur Moral“ - Feuerbach




Ich habe mir ein Buch vorgestellt, das in etwa den Werken von Schirach gleicht. Tatsächlich weicht es aber in einigen Punkten davon ab – was aber ganz und gar nicht schlecht ist. Veikko Bartel beginnt mit einem Vorwort, in dem er über seine Erfahrungen berichtet. Wieso töten Frauen? Ich finde es spannend außer den eigentlichen Geschichten noch ein Hintergrundwissen an die Hand gegeben zu bekommen. Denn so vertieft man sich noch mehr in das „Warum“. Außerdem zeigt sein Buch, dass man von außen oft gar nicht beurteilen kann, wieso Dinge so passiert sind - auch wenn es offensichtlich erscheint. Einige Beiträge kommen mir verrückt vor, so als könnten sie kaum wahr sein, eher als wären sie eine Geschichte aus dem Fernseher und dennoch sind sie passiert.
Auch der Schreibstil weicht von dem Schirachs ab. Während dieser immer nüchtern erzählt wie eine Geschichte abgelaufen ist, gibt Bartel Einschübe über seine eigene Meinung und wie er, als Strafverteidiger,  in das Geschehen verstrickt ist.
Es ist ein sehr spannendes Buch, das Aufschluss auf das Denken der Menschen gibt. Ich habe es an zwei Nachmittagen durchgelesen und würde es auf jeden Fall weiterempfehlen.

10/10


Vielen lieben Dank an den Mosaik Verlag für dieses Rezensionsexemplar!