von Leïla Slimanibtb Verlag 10. September 2018
208 Meine Meinung:
Sex und Lügen
Ich hatte mir den Inhalt und die Zusammenstellung des Buches
ein wenig anders vorgestellt. Am Ende ist es eine Geschichtensammlung von
verschiedenen marokkanischen Frauen über das Thema Sex und Religion. Aber ich
fand von Seite zu Seite immer besser in das Buch. Sehr passend war es auch,
weil ich davor erst „Frauen und Macht“ gelesen habe.
Die einzelnen Geschichten sind unverblümt und zum Teil auch
kritisch – zu Recht. Leila Slimani spricht hier ein Thema an, das auch in
Zukunft noch eine große Relevanz haben wird.
Denn was für uns in der europäischen oder westlichen Welt
Freiheit bedeutet, ist nicht überall toleriert. Frauen werden unterdrückt. Sie
sind die Frauen, Mütter und Töchter von jemandem. Viel zu wenig steht das
Individuum im Vordergrund. Sie müssen unter ihren Möglichkeiten leben, damit
eine Macht erhalten bleiben kann, ohne eine Veränderung.
Selbstentfaltung spielt keine Rolle, wenn von einem erwartet
wird, wie man Dinge zu machen hat. Unter dem Deckmantel der Religion werden
Frauen in ihre Schranken gewiesen. Das lässt sich anhand des Buches gut in ein
Beispiel fassen. Eigentlich sollten beide Geschlechter in Marokko keinen Sex
vor der Ehe haben. Wenn eine Frau kein Hymen mehr hat, kann es für sie sehr
schwer werden einen Mann zu finden, denn der Mann der eventuell selbst Sex vor
der Ehe hat, bei diesem wird es Geduldet, aber er selbst will keine „nicht
Jungfrau“ haben.
Zu einer Zeit in der es Pangeschlechtliche Menschen gibt,
die nicht auf das Geschlecht sondern auf das Innere eines Menschen achten, ist
das nicht viel ursprünglicher? Einen Menschen zu Lieben und zu Ehren auf Grund
dessen wie er ist, und nicht weil er etwas ist.
Es ist schwierig vorgelebte Konventionen abzuschütteln. Aber
sind nicht Menschen die etwas Kritisch hinterfragen wichtig? Ich dachte vor
diesem Buch Marokko wäre ein sehr liberales Land, die Meinungen dieser Menschen,
die so mutig waren ihre Meinungen zu dem Thema zu äußern, sagen aber etwas
anderes.
Wieso muss ein Mädchen das sich ausprobiert eine Schlampe
sein? Wieso muss es immer einen Teufel geben, möchte man nicht das die Menschen
die einen glücklich machen, auch glücklich sind?
»Leïla Slimani gibt Frauen aus der islamischen Welt eine Stimme.« Le Monde
Zerrissenheit, Hoffnung, Aufbegehren. Frauen aus Marokko sprechen über Liebe, Gefühle, Sexualität. Über Heuchelei und den Wunsch nach Anerkennung. Eine berührende Sammlung sehr persönlicher Geschichten. Von der Autorin des SPIEGEL-Bestsellers »Dann schlaf auch du«.
»Ergreifend und schmerzlich.« Ben Jelloun
Sich zu seinen Gefühlen bekennen? Den Partner frei wählen? Alleine auf die Straße gehen? Von klein auf werden Mädchen in islamischen Ländern dazu erzogen, keine Schande über ihre Familien zu bringen. Ehebruch, Prostitution, Homosexualität werden in Marokko bis heute mit Gefängnis bestraft. Viele Frauen führen in Leïla Slimanis Geburtsland daher ein Doppelleben – zerrissen zwischen Tradition und Religion auf der einen Seite und dem Wunsch nach Selbstbestimmung auf der anderen. Sechzehn sehr persönliche Geschichten versammelt die preisgekrönte Autorin und Journalistin in diesem Band. Ebenso mutige wie berührende Bekenntnisse, die Einblick geben in den Alltag von Frauen und in eine Welt im Umbruch.
»Für mich war es wichtig, das, was mir diese Frauen erzählt haben, ungefiltert niederzuschreiben. Ihre mitreißenden und eindringlichen Worte festzuhalten, die mich erschüttert und bewegt, mich wütend gemacht und empört haben.« Leïla Slimani
9/10
Vielen lieben Dank an den btb Verlag Rezensionsexemplar!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen