Dienstag, 27. September 2016

Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie

von Lauren Oliver

"Die meiste Zeit über [...], weiß man einfach nicht, wie und warum die Fäden miteinander verschlungen sind, und das ist völlig in Ordnung. Man tut was Gutes und es passiert was Schlechtes. Man tut was Schlechtes und es passiert was Gutes. Man tut gar nichts und alles fliegt auseinander. Und ganz, ganz selten, durch ein Wunder aus Zufall und Fügung [...], bekommt man die Gelegenheit, das Richtige zu tun." - Sam


Als ich mit dem Buch anfing, war mir bewusst wie sehr es doch gehyped war und dennoch konnte ich nichts daran finden. Ich dachte, was soll das, eine High-School Geschichte über vier Mädchen, die alle einen furchtbaren Charakter haben, Menschen demütigen, tratschen, ihre Umwelt nicht wertschätzen.
Ich war kurz davor es wegzulegen, es abzubrechen. Ich habe erst ein anderes Buch dazwischen gelesen und es dann aber doch wieder hervorgeholt und bin jetzt froh drum. Es war wohl „Schicksal“, dass ich dieses Buch, das mich am Anfang absolut nicht überzeugt hat, am Ende dermaßen mitreißen sollte und ich aufgrund meiner persönlichen Eigenschaft, alles zu Ende stellen zu wollen, es weiter las.
Die Wendung trat ab Seite 80 ein. Ich lese keine Klappentexte.  Also begriff ich erst ab da, worum es hier wirklich geht – um die Idee was vor einem Tod wirklich wichtig ist und Sam bekommt die Möglichkeit ihren letzten Tag nochmal zu durchleben.

Was macht das Buch für mich so wertvoll? Wir alle kennen diese Phase im Leben, man ist in der Pubertät und egal auf welcher Seite man ist, auf der der Beliebten oder der die es sein wollen, man denkt oft darüber nach, was die anderen von einem halten und wie man sich verhalten soll. In der Zeit ist dies einem sehr wichtig und erst später wird einem bewusst, wie viel wichtigere Dinge es tatsächlich gibt und wie viel wichtiger es ist, man selbst zu sein. Die Protagonistin Sam durchlebt genau diesen Wandel, denn was ist schon tatsächlich wichtig wenn das Morgen schon morgen vergessen sein wird von den Menschen um dich herum? Sie wird immer erwachsener, sieht was für Konsequenzen ihre Taten haben und aber auch, dass einige Sachen nicht aufzuhalten sind.
Und ist nicht genau das das interessante am Leben? Einige Sachen versuchen wir zu beeinflussen und es will uns nicht gelingen und dann gibt es Dinge, die wir wirklich verändern können.
Dazu kommt noch die Auswahl von Menschen die uns umgibt. Wer ist es wirklich wert mit uns einen gemeinsamen Weg zu gehen? Es ist durchaus schwierig einem Menschen zu sagen, dass hier der Weg endet.
Und zum Schluss ist es auch großartig sich für einen Menschen aufzuopfern, auch das lernt Sam mit der Zeit. Opfer zu bringen, Menschen etwas Gutes zu tun, das tun wir ja am Ende nicht nur aus reiner Nächstenliebe, denn erfüllt uns das nicht auch selbst mit Freunde?
Gestern ging eine alte Frau mit Rollator an meinem Fenster vorbei und es hat in Strömen geregnet. Ich bin mit einem Schirm herausgelaufen und habe sie mit dem Schirm vor dem Regen geschützt. Ich selbst bin total nass geworden, weil er nicht groß genug für uns beide war. Aber die Frau hat sich gefreut und ich war glücklich ihr geholfen zu haben. Wäre es nicht schön wenn man manchmal einfach mehr auf einander achtet?

9/10






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